Der ganz normale Wahnsinn

Innert 15 Minuten wurden wir aus der islamischen Republik Iran entlassen. Was danach folgte, war eine schier endlose Zettelwirtschaft zwischen sechs Büros, welche teilJweise von denselben Personen besetzt wurden. Das ganze hatte etwas Leiterspiel-Charme – ein Feld vor, vier Felder zurück, etc. Geduldig liessen wir auch die Detailkontrolle unseres Gepäcks über uns ergehen, im Wissen, dass es noch extrem komplizierter werden könnte – was wir in Usbekistan erwarten.

Die Zeit liess es zu, in prognostizierten zwei Stunden direkt zum Gaskrater in Derweze vozupreschen, wo wir auch übernachten wollten. 200km in fünf Stunden und der erste Karosserieschaden am Glèpfer (Trägerhalterung an Dachrinne ausgerissen) bedeuten nur eins: Schlaglöcher so gross wie Badewannen. Der Krater versteckte sich deshalb in der Dunkelheit, weshalb wir den Glèpfer ersteinmal im Sand vergruben und uns zum Campieren entschlossen.

Am nächsten Morgen spulte die Hinterachse wie erwartet kräftig im Sand, und die in Basel vergessenen Sandbleche halfen wenig. Im Nu tauchten aber drei Turkmenen auf dem Motorrad auf, die uns und dem Glépfer zu Hand gingen. Buschwerk ersetzte die Sandbleche und ruckzuck waren wir wieder im Spiel. Den Krater wollten wir uns aber nicht entgehen lassen und überzeugten einen Einheimischen, uns auf dem Motorrad hinzuführen. Eine Gasbohung zu Sovietzeiten sackte in die Tiefe – das austretende Methan sollte zum Schutz der umliegenden Siedlungen abgefackelt werden. Es brennt jedoch bis heute.

Nachdem wir eine Nacht in einer veritablen Sauna verbracht hatten (die Wüste in Turkmenistan kühlt ih der Nacht nicht ab…) entschieden wir uns, nach Ashgabat zurückzufahren und ein nettes Hotel zu beziehen. Danach zogen wir mit zwei Fräuleins aus den USA los, um Ashgabat von oben zu sehen. Die Stadt ist grandios – was sich jedoch hinter den Fassaden aus weissem Marmor versteckt, wissen wir nicht. Betreten und Fotos machen streng verboten. Der Bauwahnsinn ist jedoch so extrem, dass eine Stadtkarte in wenigen Wochen nichts mehr wert ist. Auch der Nachfolger des geliebten Turkmenbashi gibt sich nämlich alle Mühe, seine Liebe zu seinem Volk und Land in Immobilien- und Infrastrukturprojekten für die Hauptstadt auszudrücken.

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